Der Band »Versuch über die Erkenntnis« wurde von A. Kastil im Jahre 1925 in der Philosophischen Bibliothek herausgegeben. Seinen Inhalt bildet hauptsächlich Franz Brentanos nachgelassene, umfangreiche Schrift: »Nieder mit den Vorurteilen!« Sie trägt den Untertitel: »Ein Mahnwort an die Gegenwart, im Geiste von Bacon und Descartes von allem blinden Apriori sich loszusagen«. Die aus dem Jahre 1903 stammende Abhandlung: »Nieder mit den Vorurteilen!« beschäftigt sich im I. und II. Teil vorwiegend mit Kants synthetischen Urteilen a priori, die mit aller Entschiedenheit abgelehnt werden, weil wir – nach Brentanos Auffassung – in ihnen keine Erkenntnisse, sondern nur blinde Vorurteile gegeben haben.
- | Kapitel kaufen InhaltsverzeichnisXVII
- | Kapitel kaufen Vorwort3
- | Kapitel kaufen 1. Descartes hat verlangt, daß man nur evidente Wahrheiten zur Grundlage der Wissenschaft mache4
- | Kapitel kaufen 2. Hume hielt an der Forderung fest, gelangte aber zu skeptischen Folgerungen4
- | Kapitel kaufen 3. Daraufhin haben Reid und Kant mit der Forderung Descartes gebrochen5
- | Kapitel kaufen 4. Reid tat dieses, indem er sich auf einen sog. common sense berief5
- | Kapitel kaufen 5. Er setzte an die Stelle einer wissenschaftlichen Philosophie im Sinne Descartes eine Philosophie der Vorurteile. Dasselbe tat Kanl in seinem Kritizismus5
- | Kapitel kaufen 6. Humes Terminologie war wenig glücklich gewesen6
- | Kapitel kaufen 7. und veranlaßte Kant zu Neuerungen. Kant scheidet die Erkenntnis sein Erkenntnisse a posteriori und Erkenntnisse apriori, und diese in analytische und synthetische6
- | Kapitel kaufen 8. Die synthetischen Sätze a priori, die nach ihm allein eine Erweiterung des Wissens herbeiführen können, verlangen, meint er, eine Untersuchung hinsichtlich ihrer Möglichkeitund der Grenzen ihrer Vertrauenswürdigkeit7
- | Kapitel kaufen 9. Kant entfremdet den Ausdruck "Erkenntnis" seinem hergebrachten Sinn8
- | Kapitel kaufen 10. Kant ist unglücklich in seinen Definitionen des analytischen und synthetischen Urteiles. Er vernachlässigt dabei die nichtkategorischen Aussageformen8
- | Kapitel kaufen 11. Er verkennt, daß kategorische Sätze, wo das Prädikat in das Subjekt eingeschlossen ist, wenn affirmativ, nicht an der Evidenz des Kontradiktionsgesetzes teilhaben9
- | Kapitel kaufen 12. Seine Rechtfertigung der unmittelbaren analytischen Annahmen geschieht durch einen Zirkelschluß9
- | Kapitel kaufen 13. Seine Beweisführung gegen die Möglichkeit evidenter synthetischer Sätze a priori widerspricht sich, insofern sie selbst aufeinem synthetischen Satz a priori beruht, der zur Gültigkeitdes Beweises selbstevident sein müßte*)9
- | Kapitel kaufen 14. Nicht bloß Sätze vom Charakter des Satzes vom Widerspruch, sondern auch solche vom Charakter des Satzes der positiven Opposition sind a priori selbstevident10
- | Kapitel kaufen 15. Die Behauptung Kants, analytische Sätze seien Erläuterungs-,aber keine Erweiterungsurteile, widerspricht sich selbst10
- | Kapitel kaufen 16. Das Verdammlichste aber an Kant ist, daß er auf blinden Vorurteilen bauen will11
- | Kapitel kaufen 17. Manchen erscheint es geradezu unglaublich, daß Kant sich so verirrt habe11
- | Kapitel kaufen 18. Doch dient dafür als klarer Beweis: 1. seine Frage: wie sindsynthetische Erkenntnisse a priori möglich?11
- | Kapitel kaufen 19. Und 2. die Frage: welches sind die Grenzen ihrer Gültigkeit?13
- | Kapitel kaufen 20. Man könnte zur Rechtfertigung des Baues auf blinden Vorurteilensich a) auf die Unmöglichkeit berufen, ohne sie in der Wissenschaft etwas zu erreichen. Kant war wie Reid von solchem Motiv beeinflußt13
- | Kapitel kaufen 21. Allein 1. ist es ein Wahn, daß blinde Vorurteile je in ihren Konsequenzen zu einer Erweiterung des Wissens führen können14
- | Kapitel kaufen 22. und 2. hat Kant sowohl die Kraft der analytischen Erkenntnisseals auch den Umfang unserer unmittelbar evidenten Erkenntnisse aus den Begriffen sehr unterschätzt. Auch verwickelt er sich dabei in Widersprüche15
- | Kapitel kaufen 23. Hume war in seiner Herabwürdigung der Kraft a priori evidenter Erkenntnisse nicht soweit gegangen, hatte aber die Bedeutung der Mathematik zur Kontrolle der Induktion nicht begriffen15
- | Kapitel kaufen 24. Man könnte ferner b) geltend machen, daß die Phänomene, weil von unserer Subjektivität bedingt, den zu dieser gehörigen Überzeugungen gemäß verlaufen müßten16
- | Kapitel kaufen 25. Doch 1. würde dieses Argument, wenn logisch unanfechtbar, nur aufs neue zeigen, daß alle Wissenschaft auf nichts als aufevidenten Prinzipien beruhen kann17
- | Kapitel kaufen 26. und 2. fehlt viel daran, daß das, was hier als evident geltendgemacht wird, wirklich evident wäre17
- | Kapitel kaufen 27. Auch noch auf andere Verteidigungsweisen könnte einer verfallen, gleichviel ob er sich dadurch von seinem Meister Kanletwas entfernte. c) So wenn sich einer auf die teleoide Ausstattung der lebenden Natur, sowohl im allgemeinen, als imbesonderen auf psychischem Gebiete durch die Instinkte beruft20
- | Kapitel kaufen 28. Allein wer so argumentiert, nimmt nicht mehr synthetische Prinzipien zur Basis. Auch empfiehlt der Vergleich mit den Instinkten keineswegs vollkommen zuversichtliches Vertrauen21
- | Kapitel kaufen 29. Freilich könnte einer geltend machen, daß vieles die synthetischen Erkenntnisse a priori vor den instinktiven Trieben auszeichne. So die Verknüpfung mit rein apriorischen Anschauungenund Begriffen, ferner die ausnahmslose Übereinstimmung mit der Erfahrung, wiederum der Charakter der Allgemeinheitund Notwendigkeit und endlich eine schlechthin unwiderstehliche Macht des blinden Dranges. Eben diese lasse jede Mahnung, sich im Denken nicht nach ihnen zu richten, als unstatthaft erkennen22
- | Kapitel kaufen 30. Doch hier werden wir wie Verrückte hingestellt, die sich der Herrschaft fixer Ideen nicht entziehen können. Glücklicherweise sind wir das nicht, und Reid und Kant selbst geben demZeugnis23
- | Kapitel kaufen 31. Und wie nicht eine höhere Macht des Dranges, so kann auchnicht eine ausnahmslose Bewährung durch Erfahrung24
- | Kapitel kaufen 32. und ebensowenig der Charakter der Allgemeinheit und Notwendigkeit zur Rechtfertigung dienen24
- | Kapitel kaufen 33. Die allgemeine Bewährung durch die Erfahrung kann aberdarum insbesondere nicht wundernehmen, weil vieles von dem, was Kant als synthetisches blindes Urteilapriori aufstellt, vielmehranalytische Evidenz besitzt, wie z.B. mathematische Axiome25
- | Kapitel kaufen 34. Endlich auch nicht die auszeichnende Eigentümlichkeit der Verknüpfung der synthetischen Erkenntnisseapriori mit reinapriorischen Anschauungen und Begriffen. Es ist falsch, daß uns solche gegeben sind25
- | Kapitel kaufen 35. Es ist nicht richtig, daß wir eine unendliche positive Raum und Zeitanschauung a priori besitzen. Unsere räumlichen und zeitlichen Begriffe stammen ganz ebenso aus Wahrnehmungsvorstellungen, wie die von Qualitäten, Urteilen und dergleichen26
- | Kapitel kaufen 36. Und auch für jeden seiner angeblichen Stammbegriffe des Verstandesist der Nachweis seines empirischen Ursprunges zuliefern. So für den des Seins . . . . . ·o • • • • • 0 • • • 2727
- | Kapitel kaufen 37. und den der Notwendigkeit27
- | Kapitel kaufen 38. Und wieder für den der Substanz, sowohl im altüberlieferten Aristotelischen als den im Kantlichen Sinn28
- | Kapitel kaufen 39. Endlich auch für den der Ursache. Reid und Kant haben Recht, wenn sie gegen Humes Fälschung des Begriffes protestieren, aber Unrecht, wenn sie auf Grund seiner erfolglosen Forschung nach einer Erfahrungsquelle den Begriff für a priorigegeben erklären. Jeder Fall, wo man sich bewußt ist, etwas aus einem gewissen Motiv zu wollen oder zu einem gewissen Urteil durch gewisse Prämissen bestimmt zu werden, ist ein Fall, wo wir eine Verursachung unmittelbar erfahren. Ursacheund Wirkung sind nicht so nacheinander, wie zwei aufeinanderfolgende Zeiten, sondern so, wie derselbe Moment als Endpunkteiner und Anfangspunkt einer anderen Zeit etwa als etwas Früheres und Späteres bezeichnet werden könnte. Jede Verursachung ist ein Prozeß von zeitlicher Länge,31
- | Kapitel kaufen 40. Wenn die hier besprochenen, so lassen sich noch vielleichter die übrigen Kontisehen Kategorien als aus der Erfahrung stammende Begriffe erweisen .40
- | Kapitel kaufen 41. Die Abweichung der Erkenntnistheorien von den Prinzipien Bacons und Descortes erwies sich in ihrer Verkehrtheit nochmehr durch die vollständige Entartung der Philosophie nach Kant und unter dem Einflusse seiner Neuerung40
- | Kapitel kaufen Nachtrag zu§§ 24-26 und 41a) Hinweis auf weitere innere Widersprüche in der Lehre Kants: Den syntb. Erk. a priori wird, wegen der subjektiven Bedingtheit der Anschauungen, auf phänomenalem Gebiet vertraut, auf transzendentem mißtraut, obwohl doch auch unsere Begriffesubjektiv mitbedingt sind 41
- | Kapitel kaufen b) Die synth. Erk. a priori werden auf Phänomene beschränkt, und gleichwohl wird das Kausalgesetz beim Schluß auf Dingean sich benutzt42
- | Kapitel kaufen c) Unlösbare Verlegenheit, in die man durch die Frage gerät, ob die Subjektivität ein Phänomen oder ein Ding an sich sei42
- | Kapitel kaufen d) Das Kausalgesetz soll Phänomen mit Phänomen in Beziehung setzen, gleichwohl sollen die Phänomene dem Zusammenwirkenvon Ding an sich und Subjektivität entspringen42
- | Kapitel kaufen e) Kant als Stifter der deutschen Common non-sense Philosophie43
- | Kapitel kaufen f) Widerspruch in der Beschränkung der Erkenntnis auf bloße Phänomene. Etwas als erscheinend erkennen, schließt die Erkenntnis eines dieses Etwas Vorstellenden, also die eines Dingesan sich ein43
- | Kapitel kaufen g) Auch schon den Schluß auf eine Mehrheit denkender Wesenhätte Kant konsequenterweise als unstatthaft bezeichnenmüssen45
- | Kapitel kaufen II. TEIL Der logische Charakter der Mathematik 1. Aus der Verwertung der Kontisehen Erkenntnistheorie erwächstdie Aufgabe, zu zeigen, wie man auch bei strengstem Festhal-45ten an den Forderungen Bacons und Descortes die Humesche Skepsis zu überwinden vermöge. Vor allem aber die, die Mathematikauf ihren logischen Charakter zu prüfen46
- | Kapitel kaufen 2. Hier sind Arithmetik und Geometrie gesondert zu behandeln48
- | Kapitel kaufen 3. Die Arithmetik ist eine rein analytische Wissenschaft, da ihre Grundsätze sowohl als die aus deren Kombination sich ergebenden Lehrsätze sämtlich den Charakter des Kontradiktionsgesetzes tragen. Sie ist in diesem Sinne eine rein apriorische Wissenschaft, womit aber dann freilich nicht geleugnet werden soll, daß ihre Begriffe aus der Erfahrung geschöpft sind48
- | Kapitel kaufen 4. Bains Behauptung, daß die Regeln der Syllogistik nur durch Induktion verbürgt sind, und die von Lange, daß sie sich aufsynthetische Erkenntnisse a priori gründen, sind ebenso erstaunliche Verirrungen wie52
- | Kapitel kaufen 5. die von Mill und Helmholtz, daß der Syllogismus nicht wahrhaft zur Erweiterung unserer Erkenntnis führen könne53
- | Kapitel kaufen 6. Wie in der Arithmetik, so kann es sich auch in der Geometrie bei der Frage, ob sie a priori sei, für uns nicht darum handeln, ob ihre Begriffe nicht der Erfahrung entnommen, sondern nurdarum, ob ihre unmittelbaren Wahrheiten aus bloßen Begriffenapodiktisch einleuchtend seien55
- | Kapitel kaufen 7. Die reine Geometrie hat sich, wie nicht mit der Frage nach der Existenz der Erde, auch nicht mit der des Raumes überhaupt und seiner geometrischen Verhältnisse im besonderen (z. B.der Zahl seiner Dimensionen und der nach seiner Ebenheit und Krümmung) zu befassen55
- | Kapitel kaufen 8. Die Mathematiker bestreiten dies nicht, bleiben sich aber nichtkonsequent, kommen so zu einer äquivoken Terminologieund werden schließlich an dem rein analytischen Charakterder reinen Geometrie irre57
- | Kapitel kaufen 9. Wenn aber einer wie Kont den Begriff der geraden Linie imwahren Sinne des Wortes festhält und dennoch bestreitet, daß gewisse Sätze der reinen Geometrie aus bloßen Begriffen analytisch einleuchten, so ist er leicht zu widerlegen. So z. B. in Betreff des Satzes, daß zwischen zwei Punkten nur eine Gerademöglich ist61
- | Kapitel kaufen 10. Und wieder gilt dasselbe für den Satz, daß die Gerade die Kürzeste ist zwischen zwei Punkten62
- | Kapitel kaufen 11. Und nicht minder für das berüchtigte 11. Euklidische Axiom63
- | Kapitel kaufen 12. Mit Unrecht hat man, über den Unterschied von Postulat und Axiom unklar, das 11. und 12. Euklidische Axiom vielmehrden Euklidischen Postulaten als viertes und fünftes zuteilenwollen. Die Postulate Buklids sind nicht eigentlich Postulateder reinen Geometrie. Doch sind auch für diese gewisse Postulateunentbehrlich. Sie gehören nicht zu dem Inhalt der Wissenschaftund beeinflussen darum, obwohl ihre Erfüllbarkeitnur durch die Erfahrung gesichert ist, in nichts ihren reinanalytischen Charakter 65
- | Kapitel kaufen III. TEIL Das Problem der Induktionder 1. Neuere nennen manchmal ein Verfahren induktiv, das nach Aristote/ es vielmehr ein syllogistisches Verfahren zu nennenwäre. Nach jenen führt eine Induktion auch wohl einmal zu bloß assertorischer Erkenntnis, während sie im Sinne des Aristoteles durchwegs eine Erkenntnis von Gesetzen war68
- | Kapitel kaufen 2. Aber auch er hat den Namen bald weiter, bald enger gebraucht. Im weitem Sinne urnfaßte er auch das Aufsteigen zu allgemeinen Gesetzen, welche uns unmittelbar aus den Begriffen einleuchten, insofern dieses durch Perzeption und Apperzeption von Einzeltatsachen bedingt ist. Hier ist die Induktion kein Schluß verfahren, wie die Induktion im engeren Sinne es immer ist72
- | Kapitel kaufen 3. Bis auf die neueste Zeit wird auch die unmittelbare Erkenntnis allgemeiner Gesetze, welche aus der Analyse von Erfahrungsbegrif fenentspringt, noch manchmal unter der Induktion mitbegriffen.Viel gewöhnlicher aber ist der Gebrauch des Namens zur Bezeichnung jenes Schlußverfahrens. Und nur in diesem Sinne werden wir jetzt von ihr handeln74
- | Kapitel kaufen 4. Die Aristote/ essche Theorie über den logischen Charakter des Induktionsschlusses ist höchst unbefriedigend75
- | Kapitel kaufen 5. Das Mittelalter hat die Induktionslehre nicht weitergebildet, noch auch Bacon den bei Aristote/es zutage getretenen Mängelngenügsam abgeholfen75
- | Kapitel kaufen 6. Diese unbefriedigende Auffassung des Induktionsverfahrens durch die älteren Logiker gab Anlaß zu Humes Leugnung, daß sie vernünftig berechtigt sei76
- | Kapitel kaufen 7. Doch wenn nicht bei Logikern vom Fach, so hätte sich Humebei Mathematikern, welche schon damals angefangen hatten, die Wahrscheinlichkeitsrechnung auszubilden, Rat holen können77
- | Kapitel kaufen 8. In Fällen, wo Entgegengesetztes denkbar ist, erscheint bald das eine oder andere wahrscheinlicher, bald beide Fälle gleichmöglich77
- | Kapitel kaufen 9. Der Mathematiker sucht von Fällen ungleicher Wahrscheinlichkeitdurch Analyse zu Fällen von gleicher Wahrscheinlichkeitzurückzugehen, um daraufhin jede Wahrscheinlichkeit als einen Bruch zu bestimmen, für den die Zahl aller gleichmöglichenFälle den Nenner, die der günstigen den Zähler abgibt78
- | Kapitel kaufen 10. Die Komplikation eines Falles führt, wenn sich Wahrscheinlichkeiten summieren, zu einer Vergrößerung, wenn sie sich multiplizieren, zu einer Verkleinerung der Wahrscheinlichkeit78
- | Kapitel kaufen 11. Daraufhin läßt sich nun zeigen, wie die Induktion, entsprechend angewandt, ein voll gerechtfertigtes Schlußverfahrenist. Wir veranschaulichen dies an Beispielen von Induktionen, die wir für gewisse mathematische Gesetze führen79
- | Kapitel kaufen 12. Als ein solches Beispiel erscheint uns das induktive Verfahrendes Archimedes, wodurch er seinen demonstrativen Nachweisdes Flächenverhältnisses eines Parabelabschnittes zum Parallelogramm, das auf der Sehne in gleicher Höhe mit ihm errichtet wird, vorbereitet84
- | Kapitel kaufen 13. Die gegebenen Beispiele zeigen genugsam, daß Humes Bedenken die richtig geführte Induktion nicht treffen. Doch ist wahr, daß die Erkenntnis, zu der sie führt, keine absolut sichere ist85
- | Kapitel kaufen 14. Und oft gestattet sie auch keine präzise, sondern nur eineapproximative Fassung des Gesetzes86
- | Kapitel kaufen 15. Ein Induktionsschluß vom Einzelnen auf einzelne Tatsachenist nie berechtigt, wenn er nicht durch Induktionsschlüsse auf die Wahrscheinlichkeit allgemeiner Gesetze vermittelt ist, wie immer Mill das Gegenteil behauptet. Nur der unvernünftigeTrieb der Gewohnheit läßt oft unmittelbar in einem neueneinzelnen Fall das annehmen, was man früher unter ähnlichen Umständen erfahren88
- | Kapitel kaufen 16. Noch mehr als Mill haben Avenarius und Mach die wahre Rolleverkannt, welche den allgemeinen Gesetzen in der Wissenschaftzufällt, indem sie sie nur als Mittel zur Erleichterungdes Gedächtnisses angesehen wissen wollten92
- | Kapitel kaufen 17. Im Gegensatz zu diesen Modemen stand ebenso wie einst Aristoteles auch noch Newton, als er den viel diskutierten Ausspruch tat, man dürfe in der Hypothese nur eine vera causaals Gesetz aufstellen93
- | Kapitel kaufen IV. TEIL Das allgemeine Kausalgesetzund die Unmöglichkeit absoluten Zufalls für irgendetwas, was da ist oder war oder sein wird 1. Zur Rechtfertigung des induktiven Verfahrens haben wir inzweifacher Weise die Mathematik nutzbar gemacht: einmal um durch die Wahrscheinlichkeitsrechnung gewisse Induktionenals so gut wie absolut sicher zu erweisen; dann um besondersleicht verständliche Beispiele eines gültigen Induktionsbeweisesuns vorzuführen96
- | Kapitel kaufen 2. Doch hieran knüpft sich ein ernstes Bedenken. Es scheint fraglich, ob auf einem Gebiet, dessen Wahrheiten nicht reinanalytische sind, sich der Induktionsschluß noch anwendenlasse97
- | Kapitel kaufen 3. Laplace stützt sich, um dies tun zu können, auf das Kausalitätsgesetz, aber dies scheint weder als unmittelbar evident, nochals synthetisches Prinzip a priori zuzulassen, und wenn wir für es selbst eine Induktion führen wollen, so scheinen die logisch geforderten Bedingungen dafür nicht gegeben. Ebenso unzulässigist es aber, es aus bloßer Konvenienz festzuhalten98
- | Kapitel kaufen 4. Doch näher besehen, erscheint die Lage nicht so verzweifelt,105
- | Kapitel kaufen 5. Daraufhin läßt sich aus den Erfahrungstatsachen einer durchgängigen zeitlichen Kontinuität im Verlaufe der Ereignissevernünftig das allgemeine Kausalgesetz erschließen 107107
- | Kapitel kaufen 6. Immerhin gälte dasselbe, so dargetan, nur innerhalb der Grenzen unseres Erfahrungsgebietes108
- | Kapitel kaufen 7. Das Kausalgesetz läßt sich aber auch a priori beweisen. Es leuchtet nämlich aus dem Begriff des Werdenden ein, daß es ein Zeitliches, und aus diesem, daß es ein Kontinuierliches ist, daraus aber, daß sein zufälliges Werden unendlich unwahrscheinlich wäre109
- | Kapitel kaufen 8. Das Kausalgesetz besagt nicht, daß alles, was ist, gewirkt sein müsse, sondern nur, daß alles, was nicht in sich notwendig ist, einer Ursache bedürfe112
- | Kapitel kaufen 9. Hinweis darauf, daß die hier gegebene Analyse sich schon dem unbefangenen gesunden Menschenverstand geltend macht113
- | Kapitel kaufen Nachträge zum IV. TeilA) Beweis des allgemeinen Kausalgesetzesaus bloßen Begriffen unter Rückführung auf das Gesetz der Kontradiktion (1905) 1. Sinn des Gesetzes. Es spricht nicht von unmittelbar Notwendigem114
- | Kapitel kaufen 2.-3. Der Begriff des Werdens enthält nicht den der Ursache,114
- | Kapitel kaufen 4.-7. wohl aber den einer Zeitgrenze und damit die Notwendigkeit einer Dauer114
- | Kapitel kaufen 8. Widersprechende Konsequenzen aus der Verbindung des Begriffes des Werdenden mit dem des Zufälligen115
- | Kapitel kaufen 9. für den Fall eines Werdens, dem nur ein kontradiktorischer,115
- | Kapitel kaufen 10. für den Fall eines Werdens, dem auch positive Gegensätze gegenüberstehen116
- | Kapitel kaufen B) Nachweis, daß nichts schlechthin zufälligsich ereignen kann (1912)1. Widersprechende Konsequenzen, die sich aus der Verbindung der Begriffe Sein und Zufällig ergeben118
- | Kapitel kaufen 2. Veranschaulichung an Beispielen118
- | Kapitel kaufen 3. Einwände gegen die Argumentation119
- | Kapitel kaufen 4.-5. Antwort darauf119
- | Kapitel kaufen 6.-7. Ergänzung des Argumentes121
- | Kapitel kaufen C) Die Unmöglichkeit eines schlechthin Tatsächlichen (1914) 1. Der Unterscheidung notwendiger und bloß tatsächlicher Erkenntnisse123
- | Kapitel kaufen 2. entspricht keineswegs ein objektiver Unterschied bloß tatsächlicher von notwendigen Dingen, vielmehr ist alles, was ist,notwendig123
- | Kapitel kaufen 3. Das ergibt sich daraus, daß es zeitlich ausgedehnt und als solches infinitesimal variieren muß,123
- | Kapitel kaufen 4. aber als bloß Tatsächliches eines solchen infinitesimalen Wechsels nicht fähig wäre, da es unendlich öfter abspringen müßte124
- | Kapitel kaufen 5. Der Absurdität der Annahme eines bloß Tatsächlichen entgeht man auch nicht, wenn man ein solches als etwas wenigstensrelativ Notwendiges denkt124
- | Kapitel kaufen 6. das sich von Ewigkeit her selbst erhalte, indem es dem jeweils früheren Momente nach Ursache des späteren sei;125
- | Kapitel kaufen 7. denn die Ursache muß der Wirkung gleichzeitig sein,126
- | Kapitel kaufen 8.-11. womit in letzter Instanz ein in sich notwendiges Gleichzeitiges gefordert ist128
- | Kapitel kaufen D) Von der Unmöglichkeit absoluten Zufalls (1916) 1. Zur Geschichte des Satzes vom ausgeschlossenen Zufall. Einige halten ihn für selbstverständlich, andere verwerfen ihn, was aber nicht ohne weiteres dagegen spricht, daß jene Rechthaben130
- | Kapitel kaufen 2. Ob ein Indeterminiertes nicht ebenso absurd ist wie ein Unbestimmtes im Sinne eines Universale ohne spezifische und individuelle Differenz? - Damit wäre gegen die Möglichkeit ewigen Zufalls entschieden, wie Demokrit ihn ausdrücklich, Hume implizit gelehrt hat. Dieser, indem er ein in sich Notwendiges nicht gelten ließ, freilich mit unzulänglicher Argumentation131
- | Kapitel kaufen 3. Daß ewiger Bestand nicht der Frage nach dem Warum enthebe, läßt sich nicht, wie Aristoteles wollte, am Beispiel mathematischer Wahrheiten erweisen, denn diese bestehen nicht im eigentlichen Sinne. Seine Beweisversuche für die Unentbehrlich133
- | Kapitel kaufen 4. In welchem Sinne es verstanden werden könnte, daß der Satz vom ausgeschlossenen Zufall hinter dem des Widersprucheshinsichtlich der Evidenz zurückstehe135
- | Kapitel kaufen 5. wird durch den Vergleich mit dem Satz, daß es kein Universaleals solches geben könne, erläutert. Trotz seiner unmittelbaren Evidenz ist Plato an diesem irre geworden, was Aristote/ es zum Versuche, ihn durch indirekte Beweise zu stützen, bestimmt hat136
- | Kapitel kaufen 6. Analoger Versuch bezüglich des Gesetzes vom ausgeschlossenen Zufall. A) Nachweis der Unmöglichkeit zufälligen Werdens und Vergehens137
- | Kapitel kaufen 7. Erledigung eines Einwandes138
- | Kapitel kaufen 8. B) Nachweis der Unmöglichkeit eines anfanglosen Zufalls139
- | Kapitel kaufen Zweite Abteilung*) Kleinere Abhandlungen zur Erkenntnislehre(1906-1917) I. Kurzer Abriß einer allgemeinen Erkenntnistheorie 1. Kap.: Vom Dogmatismus 1. Die Logik fordert, daß kein Satz unbegründet angenommen werde. Doch muß die Begründung bei irgendwelchen Sätzenhaltmachen145
- | Kapitel kaufen 2. Diese Sätze müssen jede Möglichkeit eines Irrtums ausschließen. Nach den Dogmatikern ist dies erreicht, wenn ein natürlicher Drang zur Zustimmung vorhanden ist. Vertreter dieser Ansicht sind die Stoiker, Epikureer, Thomas Reid145
- | Kapitel kaufen 3. Doch ist ein solcher natürlicher Zustimmungsdrang, z. B. beider äußeren Wahrnehmung, kein Schutz gegen Irrtum145
- | Kapitel kaufen 4. Was uns die äußere Wahrnehmung zeigt, existiert ja nicht, nur der Wahrnehmende (Vorstellende) existiert145
- | Kapitel kaufen 5.-6. Die Berufung auf einen Naturdrang verwechselt Müssen mit Sollen. Der Hinweis, daß ein naturgegebener Drang zu Irrtümern unzweckmäßig wäre, gibt keine Garantie145
- | Kapitel kaufen 2. Kap.: Der allgemeine Skeptizirmus 1. Nach der radikaleren Form gibt es überhaupt keine Erkenntnis; die gemäßigte läßt Wahrscheinlichkeit gelten146
- | Kapitel kaufen 2. Aber Wahrscheinlichkeit ist ohne Sicherheit unmöglich, denn jedes Wahrscheinlichkeitsurteil muß vom Wissen ausgehen146
- | Kapitel kaufen 3. Konsequent ist daher nur die radikale Form, doch muß sie darauf verzichten, für ihre eigenen Behauptungen Richtigkeit zu beanspruchen146
- | Kapitel kaufen 3. Kap.: Der Subjektivismus 1.-2. Dieser verzichtet auf objektive Wahrheit und begnügt sich mit der subjektiven: "Aller Dinge Maß ist der Mensch"147
- | Kapitel kaufen 3. Diese Auffassung hat sich in der Naturwissenschaft bereitsweitgehend Geltung verschafft (bloß subjektive Wahrheit der Sinnesqualitäten und der Bewegungsvorgänge)147
- | Kapitel kaufen 4. Auch die Gleichzeitigkeit zweier Ereignisse und die zeitlichen Abstände hängen vom Standpunkt des Beobachters ab147
- | Kapitel kaufen 5. Die Philosophen werden, sagt man, sich dieser Entwicklunganpassen müssen. "Gegenstand sein" setzt einen voraus, deres denkend zum Gegenstand hat. Somit ist alles Seiende relativ zu einem denkenden Subjekt und daher subjektiv147
- | Kapitel kaufen 6.-7. Zur Kritik des Subjektivismus ist zu sagen, daß er zu einer Verfälschung des Wahrheitsbegriffes führt; für den einen könnte wahr sein, was für den anderen falsch ist. Auch beruhter auf Verwechslungen. Es ist nicht richtig, daß den Sinneswahrnehmungennur subjektive Wahrheit zukommt, der Wahrnehmende ist und ebenso der Akt des Wahmehmens, in demGegenstände wahrgenommen werden. - Bezüglich der Relativitätvon räumlichen Bestimmungen ist zu sagen, daß wir nur Abstände, nicht aber absolute Orte wahrnehmen148
- | Kapitel kaufen 4. Kap.: Von der Wahrheit und Evidenz 1. Wahr ist ein mehrdeutiges Wort149
- | Kapitel kaufen 2. Nach Aristoteles ist ein Urteil wahr, wenn es verbindet, was in Wirklichkeit verbunden und trennt, was in Wirklichkeit getrennt ist. Doch ist diese Definition in vielen Fällen unbrauchbar149
- | Kapitel kaufen 3. Der Unterschied von wahren und falschen Urteilen ist etwas Elementares, das erlebt werden muß, um verstanden werden zu können149
- | Kapitel kaufen 4. Weder in der Urteilsqualität, noch in der sog. Quantität, noch in der Relation oder in der Modalität kann der Unterschied liegen149
- | Kapitel kaufen 5. Aber es gibt auch noch den Unterschied von blinden und evidenten Urteilen, der nur an Beispielen klar zu machen ist150
- | Kapitel kaufen 6. "Evidentes Urteil" und "wahres Urteil" sind gleichbedeutend. Doch hat man noch unmittelbar und mittelbar evidente Urteile zu unterscheiden150
- | Kapitel kaufen 7. In übertragenem Sinne wird auch ein blindes Urteil, das miteinem evidenten übereinstimmt, wahr genannt150
- | Kapitel kaufen 8. Damit ist ein Wahrheitsbegriff gewonnen, der dem Skeptizismusstandhält und Dogmatismus und Subjektivismus überwindet150
- | Kapitel kaufen 5. Kap.: Von der apodiktischen Evidenz 1. Unmittelbare Erkenntnisseapriori sind die Axiome; sie leuchtenaus der Betrachtung der Begriffe ein151
- | Kapitel kaufen 2.-3. Alle diese Urteile sind aber negativ und behaupten nicht, daß es etwas gibt, was unter die betreffenden Begriffe fällt151
- | Kapitel kaufen 6. Kap.: Von den evidenten Wahrnehmungen 1.-2. Tatsächliches kann nur unmittelbar erkannt werden, wenn es mit dem Erkennenden identisch oder conditio sine qua nondes Erkennenden ist. Die inneren Wahrnehmungen als Selbstwahrnehmungen sind evident151
- | Kapitel kaufen 3. Keine dieser Bedingungen aber ist erfüllt bei der sog. äußerenWahrnehmung und beim Gedächtnis151
- | Kapitel kaufen 7. Kap.: Vom limitierten Skeptizismus David Humes 1.-2. Hume läßt die in Kap. 5 und 6 angeführten Klassen unmittelbarer Erkenntnisse gelten, doch hält er sie als Grundlagender Wissenschaften für unzureichend. Es fehle die Erkenntnisder Ursachen152
- | Kapitel kaufen 3. Ursache heißt nämlich für ihn nichts anderes als das Erleben eines Nacheinander. Wer erlebt hat, daß B auf A zu folgenpflegt, erwartet bei Wiederkehr des A das B152
- | Kapitel kaufen 4. Daher verdienen alle sog. empirischen Gesetzeswissenschaften nicht den Namen von Wissenschaften im strengen Sinne. Nur die Mathematik bleibt als Wissenschaft bestehen152
- | Kapitel kaufen 8. Kap.: Der transzendentale Idealismus Kants 1. Auch Kant findet, daß analytische Erkenntnisse und empirische Gesetze für die Begründung der Wissenschaften nicht genügen. Erstere erläutern nur, erweitern aber unsere Erkenntnissen nicht, letztere gelten nicht allgemein und notwendig153
- | Kapitel kaufen 2. Die Wissenschaft brauche synthetische Urteile a priori153
- | Kapitel kaufen 3. Aus letzteren bestehe die Mathematik und sie bilden die metaphysischen Grundlagen aller Naturwissenschaften153
- | Kapitel kaufen 4. Doch ergibt sich sofort die Frage: Wie sind synthetische Urteile a priori möglich?153
- | Kapitel kaufen 5. Kanii Antwort lautet: sie gelten nur, wenn sich die Gegenstände nach unseren Erkenntnissen richten, was für unsere Phänomene zutrifft153
- | Kapitel kaufen 6. Das subjektive oder formale Element bilden nach Kant in unseren sinnlichen Erkenntnissen die räumlich-zeitlichen Bestimmungen ,in unseren Verstandeserkenntnissen die Kategorien153
- | Kapitel kaufen 7.-8. Die Wissenschaft müsse sich dieser Beschränkung auf die Erscheinungswelt unterwerfen. Das "Ding an sich", Gott und das Weltganze bleiben unserer Erkenntnis daher unzugänglich154
- | Kapitel kaufen 9. Kap.: Kritik des transzentkntalen Idealismus Kants 1.-3. Kants synthetische Erkenntnisse a priori füllen die Lücke, die Hume aufgezeigt hat, nicht aus. Es fehlt ihnen der Charakterder Evidenz, sie sind nichts anderes als blinde Überzeugungen und sie enthalten außerdem noch Widersprüche154
- | Kapitel kaufen 4. Kant, der Dogmatismus und Skeptizismus überwinden wollte, ist selbst Dogmatiker und Skeptiker155
- | Kapitel kaufen 10. Kap.: Die Lösung des Rumeschen Problems 1.-2. Humes Definition von "Ursache" als eines bloßen Nacheinander ist zu weit und zu eng. Wir können in der inneren Wahrnehmung in manchen Fällen ein Gewirktwerden erfassen (z. B. des Schlußurteils durch die Prämissen)155
- | Kapitel kaufen 3. Den Begriff des Wirkens bzw. Gewirktwerdens auf andere Fälle zu übertragen, ist berechtigt, wenn nachgewiesen wird, daß es keinen absoluten Zufall geben kann und daß manches, was ist, nicht unmittelbar notwendig ist155
- | Kapitel kaufen 4.-5. Die Möglichkeit, beides zu beweisen, wird angedeutet156
- | Kapitel kaufen 6. Hume hat die auf den mathematischen Gesetzen der Wahrscheinlichkeitslehre aufgebaute Induktionslehre zu wenig berücksichtigt. Die Berechtigung des Kausalgesetzes läßt sich als Hypothese von unendlich großer Wahrscheinlichkeit aufzeigen156
- | Kapitel kaufen 7. Nicht synthetischer Urteileapriori bedarf es, um die Gesetzeswissenschaften aufrecht zu erhalten, sondern der Anwendung der Wahrscheinlichkeitsrechnung, die auf analytische Urteile zurückgeht157
- | Kapitel kaufen II. Von der Evidenz der inneren und der Nichtevidenz der äußeren Wahrnehmung 1. Der Erkenntnistheorie kommt eine weitgreifende praktische Bedeutung zu, weil sie sowohl vor Skepsis bewahrt wie vor Überschreitung der Grenzen, die den wissenschaftlichen Bemühungen gesetzt sind158
- | Kapitel kaufen 2. Das Wort "Erkenntnis" wird in sehr verschiedenem Sinne gebraucht. Zuweilen wird es auch dem bloß vorstellenden Denken zugesprochen, zuweilen blinden Urteilen, die sogar falsch sein können. Auch unterscheidet man absolut sichere Erkenntnisse und solche, denen bloß Wahrscheinlichkeit zukommt. Diesen Schwankungen gegenüber ist der Begriff "Erkenntnis" festzulegen158
- | Kapitel kaufen 3. Erkenntnisse sind immer Urteile und zwar wahre Urteile, die mit Sicherheit gefällt werden. Da es sich um elementare Erlebnissehandelt, kann nur an Beispielen klar gemacht werden, worauf es ankommt. Descortesberühmter Satz "cogito ergo sum" ist ein Beispiel, ein anderes der sog. Satz des Widerspruchs, der sich schon in der Logik des Aristote/ es findet. Jeder Irrtumist dagegen ein Beispiel für ein Urteil, das keine Erkenntnis ist159
- | Kapitel kaufen 4. Die Skeptiker glauben, daß keinem Urteil absolute Sicherheit zukomme. Damit heben sie aber auch ihre eigene Lehre au160
- | Kapitel kaufen 5. Die für die Erkenntnisse herangezogenen Beispiele zeigen einen bedeutsamen Unterschied. Der Satz des Descortes ist eine Tatsachenerkenntnis. Dagegen sehen wir aus den Begriffen ein, daß etwas nicht zur gleichen Zeit sein und nicht sein kann. Derartige einleuchtende Urteile nennt man Vernunfterkenntnisse161
- | Kapitel kaufen 6. Tatsachenerkenntnisse sind immer affirmativ und wir beziehen uns in ihnen auf uns selbst als Denkende. Man pflegt sie Urteile der inneren Wahrnehmung zu nennen. Dabei kann das Wahrgenommene mehr oder weniger deutlich vorgestellt sein. Doch ist vielfach geleugnet worden, daß wir uns selbst als Denkende wahrnehmen, wobei man sich darauf beruft, daß wir nicht zuerkennen vermögen, ob das Subjekt der psychischen Tätigkeiten körperlicher oder unkörperlicher Natur sei. Auch wurde behauptet, daß es unter den inneren Wahrnehmungen unrichtige und unter den äußeren evidente gebe. Dabei wurden Assoziationen oder zu den Wahrnehmungen hinzukommende Urteile mit den Wahrnehmungen verwechselt161
- | Kapitel kaufen 7. Keine äußere Wahrnehmung kann evident sein. Dies geht mi tDeutlichkeit daraus hervor, daß unsere räumlichen Wahmehmungen den tatsächlichen Raumverhältnissen nicht entsprechen. Nur bei Identität des Wahrnehmenden mit dem Wahrgenommenenoder bei Gegebenheit eines erkennbaren Kausalzusammenhanges könnte Tatsächliches offenbar werden. Beides fehlt bei der sog. äußeren Wahrnehmung. Die Verteidiger ihrer Evidenz wenden ein, daß sie nicht verpflichtet seien anzugeben, wie die Evidenz möglich sei; es genüge zu erkennen, daß die äußere Wahrnehmung evident sei. Aber hier wird verkannt, daß die wesentlichen Bedingungen für ein evidentes Erkennen fehlen. Auch die Berufung auf apodiktische Erkenntnisse ist zurückzuweisen, denn diese leuchten aus den Begriffen ein und sind negativ, während die Urteile der äußeren Wahrnehmung assertorische positive Erkenntnisse sein müßten163
- | Kapitel kaufen 8. Hinzu kommt noch, daß bei Annahme der Evidenz unseren äußeren Wahrnehmungen von verschiedenen Menschen gleichzeitig verschiedene Qualitäten mit der gleichen örtlichen Bestimmtheit gesehen werden könnten. Dagegen wird geltend gemacht, daß die Gegenstände unserer äußeren Wahrnehmung nicht mit ihren Ursachen verwechselt werden dürfen. Aber auch diese Unterscheidung führt zu grotesken Konsequenzen. Ebenso die Annahme von verschiedenen Seins weisen165
- | Kapitel kaufen 9. Auch dem Gedächtnis kann keine Evidenz zuerkannt werden. Der Drang zu glauben ist hier wie bei der äußeren Wahrnehmung instinktiv167
- | Kapitel kaufen 10. Die innere Wahrnehmung, wenn auch auf den gegenwärtigen Zeitmoment beschränkt, erfaßt diesen als mit anderen in Zusammenhangstehend. Das Gleiche gilt für den Ort. Es handelt sich stets um ein topisch oder chronisch Kontinuierliches168
- | Kapitel kaufen 11. Trotz der Beschränkung auf den Gegenwartsmoment bildet die innere Wahrnehmung ein tragfähiges Fundament für alle Erfahrungswissenschaften. Diejenigen, die auch dem Gedächtnis Evidenz zusprechen zu müssen glauben, kommen zu einer Evidenz, die den Irrtum nicht mit Sicherheit ausschließt, d.h. zu bloßer Wahrscheinlichkeit. Sie sind genötigt, Grade derEvidenz anzunehmen, was absurd ist169
- | Kapitel kaufen III. Über das Prinzip des zureichenden Grundes (1917) (Außere, innere Wahrnehmung und Gedächtnis) 1.-2. Über die Bedeutung des Prinzips der ,ratio sufficiens' beiLeibniz; sie kann verschieden ausgelegt werden 3. Leibniz unterscheidet zwei Klassen von Notwendigem. Nur für die eine gilt das Prinzip der Kontradiktion. So gelangt er zu notwendigen und kontingenten Wahrheiten. Verschiedene Überlegungen führen dazu, daß zu den kontingenten Wahrheiten zu rechnen sei, was infolge einer göttlichen Fügung wahr ist, während notwendige Wahrheiten (im engeren Sinn) unabhängig von einer solchen wären173
- | Kapitel kaufen 4. Von der Meinung des Leibniz abgesehen, wird es wohl ambesten sein, unter "notwendig" alles zu verstehen, was nicht ohne Absurdität geleugnet werden kann, auch wenn diese Absurdität nur von einer unendlich vollkommenen Intelligenz eingesehen werden könnte. Der Satz der ratio sufficiens besagt demnach, daß alles, was ist, in diesem Sinne notwendig, und alles, was nicht ist, unmöglich ist. Damit wäre ein absoluter Zufall ausgeschlossen. Viele halten einen absoluten Zufall für unmöglich, begründen dies aber in verschiedener Weise.Andere wieder leugnen den Satz der ratio sufficiens173
- | Kapitel kaufen 5. Zur Entscheidung, ob der Satz unmittelbar einleuchte, dient ein Überblick über die Erkenntnisprinzipien174
- | Kapitel kaufen 6. Es gibt tatsächliche und Vernunfterkenntnisse. Zu den ersten gehören die unmittelbaren Wahrnehmungen. Man hat äußere und innere Wahrnehmungen unterschieden, aber nur den inneren Wahrnehmungen, in denen wir uns selbst als in bestimmter Weise psychisch Tätige erkennen, kann Evidenz zugesprochenwerden. Weder die äußere Wahrnehmung noch das Gedächtnis sind evident. Doch ist dies immer wieder behauptetworden, weil der blinde Drang, ihnen zu vertrauen, sehr stark ist. Manche glaubten, es gebe auch falsche innere Wahrnehmungen und beriefen sich dabei auf die optischen Täuschungen. Für das Gedächtnis nahm man Grade der Evidenz an174
- | Kapitel kaufen 7. Kant hat der äußeren und inneren Wahrnehmung unterschiedslos Evidenz zugesprochen. Erörterung und Zurückweisung dieser Auffassung175
- | Kapitel kaufen 8. Die Annahme von Evidenzgraden ist absurd und für die Evidenzdes Gedächtnisses fehlt wie für die der äußeren Wahrnehmung die Möglichkeit des Nachweises, daß sowohl der Wahrnehmende wie das wahrgenommene Objekt ist; eine eindeutige Kausalbeziehung ist nicht aufzeigbar. Die mangelhafte Unterscheidung zwischen äußerer und innerer Wahrnehmung verleitete dazu, nicht nur dieser, sondern auch jener Evidenz zuzusprechen176
- | Kapitel kaufen 9. Auch wird instinktive oder gewohnheitsmäßige Überzeugung mit Evidenz verwechselt177
- | Kapitel kaufen 10. Zusanunenfassende Bestimmungen über äußere, innere Wahrnehmung und Gedächtnis178
- | Kapitel kaufen 11. Eine eigentümliche Theorie will äußere und innere Wahrnehmung durch Lokalisierung der "Seele" miteinander in Verbindungbringen. Richtig mag an dieser irrtümlichen Auffassung sein, daß wir Örtliches nur in höchster Verallgemeinerung"modo recto", die Sinnesqualitäten aber "modo obliquo"wahrnehmen. Ungeachtet des Fehlens absoluter räumlicher Differenzen können mannigfache Unterschiede von Richtungund Abstand wahrgenommen werden179
- | Kapitel kaufen 12. Ähnlich verhält es sich auf zeitlichem Gebiet, wo wir eine absolute Zeitbestimmung ebenfalls modo recto, aber nur in äußerster Allgemeinheit wahrnehmen und relative Bestimmungen von Richtung und Entfernung uns modo obliquo gegeben sind180
- | Kapitel kaufen IV. a) Gegen die Relativisten (1906) 1. Bei Naturforschern und Philosophen ist die Lehre verbreitet, daß nichts an sich bestehe, sondern alles nur in Relation zu anderem. Man beruft sich dafür einerseits auf die Abhängigkeit der Sinneswahrnehmung von unserer Subjektivität, andererseits auf Raum und Zeit (räumliche und zeitliche Bestimmung), die ihrer Natur nach relativ seien181
- | Kapitel kaufen 2. Die Lehre entspricht nicht den Tatsachen. Unsere Bewußtseinszustände sind, wie sie erscheinen182
- | Kapitel kaufen 3. Was aber die lokalen und temporalen Bestimmungen der Dinge anlangt, so läuft die Behauptung ihrer bloßen Relativität auf die absurde Lehre hinaus, daß es Universelles ohne spezifische und individuelle Bestimmtheit geben könne183
- | Kapitel kaufen 4. Weitere paradoxe Konsequenzen185
- | Kapitel kaufen 5. Um Abstände von einander zu haben, müssen die Körper schon an sich dem Orte nach bestimmt sein187
- | Kapitel kaufen 6. Erneuter Hinweis auf den Grundirrtum der Relativisten187
- | Kapitel kaufen IV. b) Die Irrlehre der bloßen Relativität von Zeit und Raum (1915) 1. Der Irrtum, daß den Dingen bloß komparative zeitliche und räumliche Bestimmungen zukommen, wird durch die unkorrekte Redeweise von relativer Ruhe und relativer Bewegung gefördert188
- | Kapitel kaufen 2. Den Dingen absolute Zeit- und Ortsbestimmungen abzusprechen, läuft auf die Hypothese von Universalien hinaus188
- | Kapitel kaufen 3. Allerdings fehlen in unserer sinnlichen Anschauung spezifische lokale und temporale Bestimmungen, obwohl manche sich einbilden, solche anzuschauen, weil sie, falls die Anschauungen Individualvorstellungen wären, nicht fehlen könnten189
- | Kapitel kaufen 4. Ein Irrtum ist nur, daß absolute Raum- und Zeitdifferenzen in der Wirklichkeit, nicht aber, daß solche in unserer Anschauung fehlen190
- | Kapitel kaufen 5. So läßt sich verstehen, daß man zur Irrlehre von der bloßen Relativität von Raum und Zeit kommen konnte193
- | Kapitel kaufen V. a) Der Vorwurf des Psychologismus (1914) Der Vorwurf des "Psychologismus" wurde gegen Brentano erhoben, weil er den Satz" veritas est adaequatio rei et intellectus"nicht mehr im Sinne einer Übereinstimmung des Denkenden mit dem Sein oder Nichtsein etc. eines Dinges verstehen wollte, vielmehr derartige Irrealia mit aller Entschiedenheit ablehnte. Für Brentano gilt nur die Evidenz des Urteils als maßgebend, und der alte Satz besagt nach ihm nicht mehr als die Forderung nach Anerkennung oder Ablehnung eines Dinges, je nachdem, ob es ist oder nicht ist. Der "Psychologist" ist Subjektivist, Brentanos Evidenzlehre steht aber in vollem Gegensatz zu jedem Subjektivismus194
- | Kapitel kaufen V. b) Gegen die psychologischen Realisten (1915) 1.-2. Die temporalen Vorstellungsmodi bilden ein wirksames Argument gegen die Wahrheit der äußeren Wahrnehmung195
- | Kapitel kaufen VI. Klarheit und Deutlichkeit (1915) 1. Nicht von klaren und unklaren, bzw. deutlichen und undeutlichen Vorstellungen sollte man sprechen, sondern von klaren und unklaren Urteilen196
- | Kapitel kaufen 2. Das anerkennende Urteil beurteilt den ganzen Vorstellungsinhalt, aber nicht jeden Teil explicite196
- | Kapitel kaufen 3. Der Mangel an Deutlichkeit ist jedoch nicht Mangel an Evidenz196
- | Kapitel kaufen 4.-5. Dies zeigt sich besonders bei den Urteilen der inneren Wahrnehmung, die nicht selten konfus sind, d.h. einzelne Teile des Urteils nur implicite einschließen. Dadurch kann es zu Täuschungen über den Inhalt des Wahrgenommenen kommen196
- | Kapitel kaufen 6. Auch negative Urteile können mehr oder minder deutlich sein196
- | Kapitel kaufen 7. Eine Undeutlichkeit anderer Art ist gegeben, wenn der Name eines Dinges als Surrogat des Dinges gedacht wird196
- | Kapitel kaufen VII. a) Von den transzendenten Begriffen und Erkenntnissen 1.-2. Eine Erkenntnis ist ein Urteil und setzt Vorstellungen voraus. Wenn das Urteil nicht unmittelbar evident ist, muß es ausevidenten Urteilen erschließbar sein197
- | Kapitel kaufen 3. Kant wollte synthetische Urteile a priori einführen, die nichtevident sind, Thomas Reid instinktive Urteile (common sense). Beide können nicht als Erkenntnisse gelten197
- | Kapitel kaufen 4. Doch muß die evidente Erkenntnis der Wahrheit oder Falschheit eines Urteils nicht unter allen Umständen aus den Begriffen entspringen, was durch verschiedene Beispiele belegt wird197
- | Kapitel kaufen 5. Die Beschränkung unserer Erkenntnisse dürfte ihren Grundeinerseits in unserer Unfähigkeit haben, Einleuchtendes immer einzusehen, andererseits aber ist sie im Mangel an Anschauungen begründet. Wem z.B. ein Sinn fehlt, dem fehlen auch die daraus zu schöpfenden Vorstellungen198
- | Kapitel kaufen 6.-7. Daraus wollte man ableiten, daß wir auch keine Vorstellungen von transzendenten Dingen haben können. Doch zeigt sich bei sorgfältiger Überlegung, daß dies nicht ohne weiteres gilt199
- | Kapitel kaufen 8.-9. Wir können die der Wahrnehmung entstammenden Elemente kombinieren und wir können einen allgemeinen Begriff vom Wahrgenommenen abstrahieren und ihn mit negativen Bestimmungen verbinden199
- | Kapitel kaufen 10. Auch sind wir imstande, durch Analogiebildung und Steigerung höhere Fähigkeiten als die unseren vorzustellen199
- | Kapitel kaufen 11. Auch müssen die Vorstellungen von Substanzen und Akzidentien und ihr gegenseitiges Verhältnis beachtet werden. Es sind Verallgemeinerungen möglich und es müssen nicht alle Teile unterschieden werden199
- | Kapitel kaufen VII. b) Zur Frage nach der Möglichkeit transzendenter Begriffe und Erkenntnisse 1. Der überzeugendste Beweis für die Möglichkeit transzendenter Begriffe und Erkenntnisse ist der Aufweis ihrer Wirklichkeit201
- | Kapitel kaufen 2. Auch relativ transzendente Begriffe lassen sich aufzeigen, z. B.der Begriff "Rot" beim Rotblinden201
- | Kapitel kaufen 3. Die angeblichen Beweise für die Unmöglichkeit transzendenter Begriffe und auf ihnen beruhender Erkenntnisse sind zweifacher Art: a) Es kann keine transzendenten Begriffe geben. b) Kein transzendenter Begriff läßt sich in Gegenwart, Vergangenheitund Zukunft aufzeigen201
- | Kapitel kaufen 4. Kant sucht die angebliche Lücke durch seine synthetischen Urteile a priori auszufüllen201
- | Kapitel kaufen 5. Hume behauptet, daß es unvernünftig sei, transzendente Begriffe anzunehmen201
- | Kapitel kaufen 6. Wichtig ist der Einwand, daß wir nur Begriffe haben können, die der Erfahrung entstammen. Dies würde eine Einschränkung auf Erfahrungsgegenstände ergeben202
- | Kapitel kaufen 7. Zur Überwindung dieses Einwandes ist die Bedeutung, transzendenter Begriff' festzulegen202
- | Kapitel kaufen 8. Es bleibt bestehen, daß die Merkmale eines jeden Begriffs aus der Erfahrung stammen202
- | Kapitel kaufen 9.-10. Doch pflegt man transzendent auch solche Begriffe zu nennen, welche der Erfahrung entnommene Merkmale verbinden bzw. gewisse Merkmale negieren202
- | Kapitel kaufen 11. So hängt die Frage nach der Möglichkeit transzendenter Begriffe mit der Möglichkeit der Abstraktionen zusammen202
- | Kapitel kaufen 12. Hier ist am wichtigsten die Analogiebildung202
- | Kapitel kaufen 13.-14. Analogien sowie das Negieren von Merkmalen spielen auch bei der Bildung des Gottesbegriffes eine große Rolle203
- | Kapitel kaufen VIII. Über den Sinn und die wissenschaftliche Bedeutung des Satzes "verita:o est adaequatio rei et intellectus" (1915) 1. Der Satz "veritas est adaequatio rei et intellectus" wird vielfachals einleuchtend angesehen204
- | Kapitel kaufen 2. Eine Untersuchung darüber erscheint umso notwendiger, wei Verschiedenes darunter verstanden wird204
- | Kapitel kaufen 3.-4. Einige verstehen darunter ein Gleichheitsverhältniszwischen etwas außerhalb und etwas im Verstande Bestehendem. Das außerhalb des Verstandes Bestehende wird als"res", das im Verstande Gegebene als "intellectus" bezeichnet204
- | Kapitel kaufen 5. Auf keinen Fall könnte bei solcher Auffassung von Wahrheit gesprochen werden, da eine solche nur Urteilen zukommt205
- | Kapitel kaufen 6. Noch größere Schwierigkeiten machen negative Sätze; mangelangt dabei z. B. zum ,Nichtsein eines Zentauren205
- | Kapitel kaufen 7. Bei affirmativen Urteilen, in denen etwas als vergangen oder zukünftig vorgestellt wird, ergäbe sich ein ,Gewesensein'oder ,Zukünftigsein'205
- | Kapitel kaufen 8. Diese Auffassung der "adaequatio rei et intellectus" muß daher zurückgewiesen werden206
- | Kapitel kaufen IX. Zu Poincares Erkenntnislehre (1916) 1. Beispiele von Fragen, die Poincare berührt, so, ob durch den Syllogismus die Erkenntnis erweitert werde207
- | Kapitel kaufen 2. Ob die sog. vollständige Induktion ein Syllogismus sei207
- | Kapitel kaufen 3. Ablehnung des Logizismus von Peano, Couturat, Russe207
- | Kapitel kaufen 4. Über "Intuition". Deutung des Satzes vom zureichenden Grunde207
- | Kapitel kaufen 5. Unklarheit in der Lehre von Empfinden und Gegenstand der Empfindung. - In Hinsicht des Ursprungs unserer Raumvorstellungen ist Poincare Empirist208
- | Kapitel kaufen 6. Seine Auffassung über den Ursprung unseres Kontinuitätsbegriffesund Kritik dieser Auffassung208
- | Kapitel kaufen 7. Poincares Lehre vom Ursprung des Begriffs der Dimensionen211
- | Kapitel kaufen 8. Axiome und Postulate. Unhaltbarkeit von Poincares Auffassungen212
- | Kapitel kaufen 9. Nicht-Euklidische Geometrien. Poincares Versuch der Veranschaulichung der sog. pseudosphärischen Geometrie213
- | Kapitel kaufen 10. Geometrischer und physikalischer Raum. Verfälschter Begriffder Geraden214
- | Kapitel kaufen 11. Ablehnung des mathematischen Begriffs der Existenz als Widerspruchslosigkeitund der Lehre, daß diese nicht auf Grund der Vorstellungen erkannt werden könne216
- | Kapitel kaufen 12. Nochmals Erörterung von Poincares Lehren·über Axiome und Postulate. Existenz wird als Widerspruchslosigkeit definiert217
- | Kapitel kaufen 13. Übereinkommen (convention) als Grundlage der Axiome221
- | Kapitel kaufen 14. Poincares Schwierigkeiten in der Bestimmung des Begriffs der Wahrscheinlichkeit beruhen auf Unklarheiten über den Inhaltvom principium rationis sufficientis. Der Begriff des Gleichwahrscheinlichen222
- | Kapitel kaufen 15. Objektive und subjektive Wahrscheinlichkeit. Änderung des Sinnes der subjektiven Wahrscheinlichkeit durch Einführung blinder Schätzungen223
- | Kapitel kaufen 16. Bertrands Auffassung von objektiver und subjektiver Wahrscheinlichkeit228
- | Kapitel kaufen 17. Das principium rationis sufficientis beruht nach Poincare auf dem Glauben an eine allgemeine Stetigkeit. Er versteht darunter eine Kontinuität, die allen Erscheinungen zugrunde liegt. Die Übergänge zwischen den Gliedern einer Reihe sind infinitesimal zu denken, doch könne man zur Vereinfachung auch Zwischenglieder auslassen. Poincare nimmt Stetigkeit verschiedener Ordnungen an. Nach Bertrand fehlt ohne dieses "Gesetz der Stetigkeit" die Möglichkeit für jede Wissenschaft229
- | Kapitel kaufen 18. Poincare gibt zwei dreigliedrige Einteilungen der Wahrscheinlichkeitsfragen nach dem Gesichtspunkt der Allgemeinheitund dem Grad der Sicherheit230
- | Kapitel kaufen 19. Bertrands Meinung über Fälle von unendlich vielen Möglichkeiten231
- | Kapitel kaufen 20. Unbewußte Vorbereitung der sog. guten Einfälle232
- | Kapitel kaufen 21. Über die Begünstigung der einfacheren Hypothesen232
- | Kapitel kaufen 22. Seltenheit zufälliger Regelmäßigkeiten233
- | Kapitel kaufen 23. Poincareüber das Gauß'sche Fehlergesetz233
- | Kapitel kaufen 24. Nachträgliche Bemerkungen zu Poincares Meinung von der Entstehung des Begriffs des Kontinuums233
- | Kapitel kaufen 25. Über die Aequivalenz von a + b und b + a, sowie von a · bund b · a236
- | Kapitel kaufen X. Von der Wahrscheinlichkeit (1916) 1.-5. Mehrfache Bedeutung des Wortes "wahrscheinlich"237
- | Kapitel kaufen 6. Bedingungen dafür, daß etwas wahrscheinlich sei238
- | Kapitel kaufen 7. Bedingungen für ein Mehr oder Minder von Wahrscheinlichkeit. Begriff der wahrscheinlichen Fälle238
- | Kapitel kaufen 8. Bedingungen für die Feststellung bestimmter Größenverhältnisseder Wahrscheinlichkeit239
- | Kapitel kaufen 9. Unendlich kleine Wahrscheinlichkeiten239
- | Kapitel kaufen 10. Mathematische Definition der Wahrscheinlichkeit240
- | Kapitel kaufen 11. Schwierigkeit der Bestimmung der Zahl gleichmöglicherFälle240
- | Kapitel kaufen 12. Sie hat zum Zweifel geführt, ob in jedem Falle von Unsicherheiteine bestimmte Größe von Wahrscheinlichkeit bestehe. Beispiele solcher Aporien bei Bertrand241
- | Kapitel kaufen 13. bei Cournot, Kries, Poincareund ihre Verwertung in skeptischer Tendenz241
- | Kapitel kaufen 14. Hierbei scheinen Verwechslungen im Spiele243
- | Kapitel kaufen 15.-16. Ob die Erkenntnis von Wahrscheinlichkeiten außer der Erkenntnis des Satzes des Widerspruches und des Satzes vom ausgeschlossenen Dritten auch die des Satzes von der ratiosufficiens voraussetzt? Laplace spricht, als ob dem so wäre, aber seine Definition der Wahrscheinlichkeit scheint es nicht243
- | Kapitel kaufen 17. Klarstellung der im §14 angedeuteten Verwechslung: es muß unterschieden werden zwischen der Frage, ob in jedem Falle von Unsicherheit eine ganz bestimmte Größe von Wahrscheinlichkeit bestehe, und der, ob man diese immer genau zu messen vermöge. Die erste Frage ist mit Ja, die zweite mit Nein zu beantworten. Beispiele des schief geschnirtenen Würfels. Cournots Beispiel der Keplers&hen Hypothese245
- | Kapitel kaufen 18. Kries' Leugnung, daß bei einem von 6 Ebenen begrenzten, imübrigen aber ganz unbekannten Körper ebenso wie bei einemals regelmäßig bekannten Würfel der Wurf einer bestimmten Seite mit 1/6 Wahrscheinlichkeit zu erwarten sei. Widerlegung .Nachweis, daß bei der Gleichheit in dieser Beziehung zwischen dem einen und dem anderen Falle die mächtigsten Unterschiede bestehen. Bei dem als regelmäßig bekannten Körper ist die Wahrscheinlichkeit eines zehnmaligen Wurfes der bestimmten Seite = (1/6)1°, bei dem nicht näher bekannten ist sie von vom herein beträchtlich größer, wäre aber mit gleicher Genauigkeit zu berechnen246
- | Kapitel kaufen 19. Auch eine in gewisser Unbestimmtheit ausgesprochene Meinungmuß für den Betreffenden eine gewisse bestimmte Größe der Wahrscheinlichkeit haben. Unterscheidung zwischen dem, was einer für wahrscheinlich hält, und dem, was für ihn wahrscheinlich ist. Beim Ersten ist Unbestimmtheit der Wahrscheinlichkeitsgrößemöglich, beim Letzten nicht247
- | Kapitel kaufen 20.-21. Begriff der objektiven und subjektiven Wahrscheinlichkeit. Ausschluß von Mißverständnissen248
- | Kapitel kaufen 22. Begriff der Meinung (Vermutung). Vernünftige Meinungen richtige Meinungen. Eine Meinung kann vernünftig sein, ohne richtig zu sein, und richtig, ohne vernünftig zu sein. - Unzulässigkeit des Ausdrucks "evidente Meinung". Er paßt weder für die richtige, noch für die vernünftige. - Grad der Meinung.- Präzision des Grades und Mangel daran. - Unzulässigkeit des Ausdrucks "Intensität der Meinung" und umso mehr der Behauptung, es gebe Meinungen von zweidimensionaler Intensität, welche da bestehen soll, wo einer, indem er etwas als für ihn in einem gewissen Maß als subjektiv wahrscheinlich erkennt, zugleich erkennt, daß ein gewisser Grad von Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, daß sich diese subjektive von der objektiven nicht über eine angegebene Grenze251
- | Kapitel kaufen 23. Begriff der festen und schwankenden Meinung. Das Maß der Festigkeit ist nicht das Maß des Grades. Auch die Festigkeit ist nicht eine Intensität. Abweichender Gebrauch des Ausdrucks Meinung, nach welchem er alle zweifellosen, aber blinden Überzeugungen mit einbegreifen würde. - Bei dem Ausdruck "Vermutung"besteht diese Aequivokation nicht. Gegensatz zwischen Meinung (Vermutung) und Erkennen.- Gegensatz zwischen Meinen und Glauben im eigentlichen Sinne. -Das Glauben hat keine Grade. Vieldeutigkeit des Wortes"Glaube". Manchmal wird es im gleichen Sinne wie Meinen gebraucht, manchmal im Sinne eines Urteils auf Grundeiner Autorität, manchmal im Sinne von anerkennendem Urteil überhaupt, manchmal im theologischen Sinne für einabsichtlich disproportio252
- | Kapitel kaufen 24. Ob es berechtigt sei, von der Erkenntnis, daß etwas in sehr hohem Grade und namentlich unendlich warscheinlich sei, zum Glauben daran überzugehen. Newman. Verneinung der Frage256
- | Kapitel kaufen 25. Anders ist zu entscheiden, wenn gefragt wird, ob in einem Fall sehr hoher und namentlich unendlicher Wahrscheinlichkeit noch irgendwelche Besorgnis zu hegen sei, daß das als wahrscheinlich Erwiesene falsch sein möge. Das Gefühl der Besorgnis,wenn man es hegte, würde von dem dem Wahrscheinlichkeitsbruch entsprechenden unvergleichlich weiter als dieser von Null entfernt sein. Nicht in ihm, sondern in dem gänzlichen Entfall jeder Besorgnis ist also das Verhalten zu erblicken, welches das der Erkenntnis der Wahrscheinlichkeit möglichst entsprechende ist. Hier wäre darum nicht dieses, sondern das der tadelnden Logiker zu tadeln257