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Über die Wissenschaften


Herausgegeben von Franz Schupp
Philosophische Bibliothek 568. 2008. De scientiis. Lateinisch–deutsch. Übersetzt, mit einer Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von Franz Schupp. LXXXIV, 365 Seiten.
978-3-7873-2004-2. E-Book (PDF)
DOI: 10.28937/978-3-7873-2004-2
EUR 17,99
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Diese Ausgabe eröffnet erstmals in deutscher Übersetzung den Zugang zu einem der zentralen Texte zur Bestimmung des Verhältnisses von Glauben und Wissen im frühen Mittelalter. Zugleich bietet sie die erste textkritisch erstellte Edition der lateinischen Übersetzung von Gerhard von Cremona.

Al-Farabi (870–950) war einer der bedeutendsten arabischen Philosophen, der sich um die Vermittlung der islamischen Philosophie mit dem Denken der griechischen Antike besondere Verdienste erwarb. Seine Schrift "Über die Wissenschaften" erlangte durch die Übersetzung von Gerhard von Cremona eine nachhaltige Rezeption in der Philosophie des lateinischen Mittelalters. Denn in dieser Schrift beschreibt und bewertet Al-Farabi alle zu seiner Zeit bekannten Wissenschaften, erörtert sie in ihren Funktionen und Untergliederungen und setzt sie zueinander in Beziehung. Die eigentliche Bedeutung dieser Schrift liegt jedoch darin, den Erkenntnissen der beschriebenen Wissenschaften ihr eigenes Recht gegenüber den überlieferten Lehren der Religion zuzuschreiben und das Verhältnis zwischen Glauben und Wissen neu zu bestimmen.

Die Ausgabe bietet erstmals eine deutsche Übersetzung dieses Schlüsseltextes für die Einteilung und Bewertung der Wissenschaften nach der lateinischen Übersetzung von Gerhard von Cremona (1114–1187). Beigefügt ist eine kritische Edition des lateinischen Textes, der mit den überlieferten Handschriften des arabischen Originals abgeglichen wurde. Die Ausgabe erfüllt damit sowohl ein Desiderat für die Erforschung der Philosophie des Mittelalters als auch für die Erforschung der frühen Entwicklungsstufen der islamischen Philosophie. Eine ausführliche Einleitung und umfassende Sacherläuterungen geben Hilfen zur Erschließung des Textes.
Wer eine Ahnung davon bekommen möchte, wie islamische Denker versuchten, Glauben und Vernunft zusammenzubringen, wie schwer es sie sich dabei machten und wie schwer es ihnen - nicht anders als ihren Kollegen im Westen - dabei gemacht wurde, für den gibt es die sehr schöne zweisprachige Ausgabe von 'Über die Wissenschaften' von Al-Farabi (ca. 870-950). Man muss sich Zeit nehmen für das Buch. Al Farabis Abhandlung nimmt zwar nicht einmal 70 Seiten des Bandes ein, aber sie ist nicht zu verstehen ohne die vorangestellte Einleitung von 84 Seiten, die so geschrieben ist, dass sie auch einem Ahnungslosen klar macht, worum es geht. Verstehen wird man Al-Farabis Ausführungen auch nicht, wenn man nicht die 170 Seiten Anmerkungen sehr aufmerksam liest. Man wird also eine gute Woche Lebenszeit investieren müssen in diese Lektüre. Das wird leichter fallen, wenn man daneben Alain de Libera liest, der einen anfeuert und einem klarmacht, dass es nicht um das Mittelalter, sondern um uns geht.
Arno Widmann auf www.perlentaucher.de

Die Lektüre Al-Farabis zeigt nun aber nicht nur die komplizierten Verästelungen der intellektuellen Auseinandersetzungen zwischen Ost und West, sonder vor allem auch die historische Inadäquatheit der Vorstellungen von einer orginär westlichen Vernunft und ihrem vermeintlichen Gegenstück, einem vernunftresistenten Islam.
Südwestrundfunk SWR 2 am 5.9.2008

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