Der Text gilt einer Klärung der spezifischen Qualität des Jazz als künstlerischer Musik. Eine solche Qualität wird im Rahmen einer Analyse dreier wesentlicher Dimensionen dieser Musik vorgenommen, die zwar keineswegs als disjunktiv notwendige und konjunktiv hinreichende Dimensionen des Jazz im Sinne einer Definition profiliert werden, gleichwohl aber als für seine Wertschätzung zentrale Dimensionen diskutiert werden: Improvisation, Interaktion und Intension. Die Logik der Improvisation im Jazz wird kontrastiv zur Logik des Spielens eines musikalischen Werks in der europäischen Tradition künstlerischer Musik erläutert. Zugleich wird geltend gemacht, dass selbst dieses Spielen von Werken in gewisser Weise noch von der ausgewiesenen Logik der Improvisation bestimmt ist. Interaktion wird so spezifiziert, dass Jazz wesentlich als eine Form eines dialogischen Antwortgeschehens im Medium der Musik verstanden werden muss. Intensität schließlich meint die vor allem, aber keineswegs ausschließlich anhand der rhythmischen Dimension ausweisbare Fokussierung des Jazz auf jeden einzelnen Zug und jedes einzelne Moment seiner Darbietung. Der Jazz erweist sich dabei mit Blick auf seine philosophische Relevanz als eine künstlerische Musik, die wesentliche Aspekte künstlerischer Praxis überhaupt explizit macht.
The aim of the paper is an analysis of the specific quality of jazz as a kind of artistic music. Three dimensions are brought forward as central for jazz music: improvisation, interaction and intensity. Even though these dimensions are not understood in terms of a definition – as solely necessary and jointly sufficient conditions –, they are meant to be central qualities in our appreciation of jazz music. The logics of improvisation are explored in contrast to the practice of performing a composed work in the European tradition of art music. Despite this difference the thought is articulated that the performance of a composed work is in some way governed by a similar logic. Interaction is specified in terms of jazz being fundamentally a kind of dialogical practice in the medium of music. Intensity finally is spelled out as a certain focus of jazz music toward every single moment of its performance that is mainly but not solely due to its specific rhythmic dimension. Jazz music proves to be a kind of artistic music that renders aspects of artistic practice in general explicit.
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- | Kapitel kaufen Schwerpunktthema: Ästhetik des Jazz11
- | Kapitel kaufen Alessandro Bertinetto, Georg W. Bertram und Daniel M. Feige: Einleitung11
- | Kapitel kaufen Georg W. Bertram: Jazz als paradigmatische Kunstform – Eine Metakritik von Adornos Kritik des Jazz15
- | Kapitel kaufen Daniel Martin Feige: Jazz als künstlerische Musik29
- | Kapitel kaufen Davide Sparti: Acta Fluens – Generatives Handeln und Improvisation im Jazz49
- | Kapitel kaufen David P. Schweikard: Solo, Interaktion und Ensemblespiel – Handlungstheoretische Überlegungen zur Dimension der Improvisation im Jazz61
- | Kapitel kaufen Alexander Becker: Zeitstrukturen im Jazz79
- | Kapitel kaufen Jerrold Levinson: Die expressive Spezifität des Jazz93
- | Kapitel kaufen Alessandro Bertinetto: Jazz als gelungene Performance – Ästhetische Normativität und Improvisation105
- | Kapitel kaufen Abhandlung141
- | Kapitel kaufen Christian Jany: »Das Anschauen ist eine so wunderbare Sache, von der wir noch so wenig wissen« – Szenographien des Schauens beim mittleren Rilke141
- | Kapitel kaufen Besprechung161
- | Kapitel kaufen Wolfgang Iser: Emergenz – Nachgelassene und verstreut publizierte Essays, hg. von Alexander Schmitz, Konstanz: Konstanz University Press 2013 (Eckhard Lobsien)161
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