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Erkenntnis und Interesse


Philosophische Bibliothek 589. 2008. Im Anhang: »Nach dreißig Jahren. Rückblick auf ›Erkenntnis und Interesse‹«. Mit einem Nachwort von Anke Thyen. 422 Seiten.
978-3-7873-1862-9. Leinen
EUR 24.90


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Die Wirkung der Schrift "Erkenntnis und Interesse" ging weit über die akademische Debatte hinaus und hatte auch unmittelbaren Einfluss auf den politischen Diskurs in den 70er Jahren. Denn die kritische Reflexion auf die vorgängig leitenden Interessen, die den Erkenntnisprozessen ihre Richtung geben, entzog der Kantischen Vorstellung den Boden, alle Erkenntnis beruhe allein auf der Selbstbestimmtheit des erkennenden Subjekts.

"Ich verspüre keine große Neigung, Gegenstand einer nostalgischen Veranstaltung zu sein." J.H.

Die 1968 erschienene Schrift "Erkenntnis und Interesse" legte die Grundlagen für die von Jürgen Habermas seither in mehreren Schritten fortentwickelte "Theorie des kommunikativen Handelns". Darin ersetzte er die einseitige Fundierung wahrer Erkenntnis in der transzendentalen Leistung des autarken Subjekts (Kant) durch den Rekurs auf den gesellschaftlich vermittelten Diskurs aller. Nach Habermas sind es daher vor allem "Interessen", denen die Erkenntnis folgt und ohne die sie nicht möglich wäre. Im Anschluss an Marx, Dilthey und Freud zeigt er in dieser Schrift, dass es sich dabei um drei wesentliche erkenntnisleitende Interessen handelt, die jeweils einem fundamentalen Funktionskreis der materiellen Reproduktion der Gattung "Mensch" zugeordnet werden können: die technischen, die praktischen und die emanzipatorischen Erkenntnisinteressen.

Auch wenn Habermas später einige der Grundannahmen seiner Schrift revidierte - so ersetzte er den Begriff des "Gattungswesens" durch den Begriff des "kommunikativen Handelns" - bleibt "Erkenntnis und Interesse" das grundlegende Werk, in dem die Gründe für den Übergang von den Antworten der Transzendentalphilosophie auf die Frage nach den Bedingungen möglicher Erkenntnis zur Theorie des kommunikativen Handelns plastisch herausgearbeitet werden; dies - wie Habermas rückblickend konstatierte - "nicht einmal schlecht komponiert und einigermaßen schwungvoll geschrieben".

Im Nachwort zur Neuausgabe gibt Anke Thyen einen Überblick zur Einführung in die Thematik und zur Wirkung des Werks und unterstreicht damit, dass die Aufnahme dieser Schrift in die 'Philosophische Bibliothek' keine "nostalgische Veranstaltung" ist.
Ein philosophisches Buch wird zum Klassiker, sobald es in die Philosophische Bibliothek aufgenommen ist. So auch hier. Tatsächlich haben wir es mit der besten Ausgabe dieses Werks zu tun. Lohnend ist die Lektüre der Beigaben aus der Feder von Habermas selbst und von A. Thyen.
Prof. Dr. Bernhard Lang

'Erkenntnis und Interesse' hat längst den Rang eines philosophischen Standardwerks und gehört somit in jede auch noch so kleine philosophische Hausbibliothek. Bleibt allein die Frage, welche Ausgabe besonders empfehlenswert ist. Und hier rangiert die im Rahmen der 'Philosophischen Bibliothek' im Meiner-Verlag erschienene Ausgabe auf einem Spitzenplatz. Denn diese Ausgabe enthält nicht nur den Text, sondern auch einen Rückblick des Autors. Habermas äußert sich zwar nicht so ausführlich wie seinerzeit Thomas Mann mit der 'Entstehung des Doktor Faustus'. Aber der Leser erfährt auf zehn Seiten wertvolle Information über Motivation und Ziel des Autors. Mit einer als 'Nachwort zur Neuausgabe' titulierten Einführung in Problemstellung und Wirkungsgeschichte von 'Erkenntnis und Interesse' ist Anke Thyen eine effiziente zusätzliche Lektürehilfe gelungen. Kurz zusammengefasst: Eine äußerst empfehlenswerte Augabe.
Prof. Knut Radbruch

... eignet sich sehr gut als Grundlage für Lehrveranstaltungen, die in Genese, Rezeption und Wirkung der Kritischen Theorie, von der Habermas inzwischen sehr viel trennt, einführen möchte. Dafür, dass dieser Text in einer schönen und erschwinglichen Ausgabe nun vorliegt, ist dem Meiner Verlag nicht genug zu danken.
Prof. Dr. Carl-Friedrich Geyer