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Die Emergenz von Wissen und das Plagiat in Goethes wissenschaftstheoretischen Schriften 


Zurück zum Heft: ZMK Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung 4/1/2013: Medienanthropologie
DOI: https://doi.org/10.28937/1000106380
EUR 0,00


In Johann Wolfgang von Goethes wissenschaftstheoretischen Texten Der Versuch als Vermittler von Objekt und Subjekt (1793) und Meteore des literarischen Himmels (1820) geht es um die grundlegende epistemologische Frage, wie Wissen entsteht: Sie fragen danach, wie Wissenschaftler aus den Beobachtungen der Naturphänomene allgemeingültige Erkenntnisse gewinnen können und inwieweit der einzelne Forscher von der wissenschaftlichen Gemeinschaft beeinflusst wird. Goethes Schriften werden hier als Alternativen zu den aktuellen Diskussionen um wissenschaftliche Plagiate – mit ihrer Neigung zur Personalisierung und zum Skandal – vorgestellt. Goethe zeigt, dass die enge Kopplung von Wissen an ein einziges Subjekt weniger der wissenschaftlichen Praxis entspricht, als vielmehr das Ergebnis einer spezifischen Zuschreibungspraxis ist. Das kritikwürdige Plagiat erscheint somit auch als eine logische Konsequenz des Prioritätsgebots der modernen Wissenschaftskultur.

Johann Wolfgang von Goethe's texts on the philosophy of science (The Experiment as Mediator Between Object and Subject, 1793) and (Meteors of the Literary Sky, 1820) both discuss the fundamental epistemological question how knowledge emerges: They ask how scientists can gain universally valid knowledge by observing natural phenomena and to what extent the individual researcher is affected by the scientific community. In this paper, Goethe's writings are presented as alternatives to the contemporary discussions on scientific plagiarism. Goethe shows that the linking of knowledge to an individual subject is less an effect of scientific practice than the result of a specific practice of attribution. Plagiarism thus appears as a logical consequence of the principle of priority in modern scientific culture.