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Der Horror des Alltäglichen

Das Spiel mit dem Unerträglichen im Genrefilm und die verblüffenden Ähnlichkeiten zwischen Monstern und Liebhabern


Zurück zum Heft: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Band 54. Heft 2
DOI: https://doi.org/10.28937/1000106144
EUR 14,90


Horror – das ist der Einbruch von etwas Unerträglichem. In vielen Filmen nimmt er Ausgang in gewöhnlichen, oft idyllisch gezeichneten Alltagszenen: Bei David Lynch etwa taucht in Blue Velvet ein abgeschnittenes Ohr auf einer frisch gemähten Wiese in einer adretten Vorstadtsiedlung auf. Im Folgenden möchte ich der Frage nachgehen, ob das Alltägliche – statt als Kontrastfolie gegenüber dem Einbruch des Entsetzlichen zu dienen – nicht selbst Brutstätte von Unerträglichkeit sein könnte. Was , wenn der als däuende Wiederholung empfundene Alltag selbst auf verschwiegene Weise die Leinwandmonster und deren Exzesse gebiert, als Gegengift und Weckmittel gegen die Lethargie und Leblosigkeit, die ganz gewöhnliche Menschen in ihrem ganz alltäglichen Leben befällt? Erweist sich dieses Motiv als stimmig, treten über die Genre-Grenzen hinweg überraschende strukturelle Gemeinsamkeiten zwischen Horrorfilm und seinem scheinbaren Antipoden, der romantischen Komödie, zu Tage.

Horror – that is the invasion of something unbearable. In many films its starting point is a common, even idyllic every-day-scene: in David Lynch’s Blue Velvet, we see an ear lying on a freshly mowed lawn which is surrounded by an immaculate white fence. In the following I raise the question if the common place could be seen as the breeding ground for the unbearable rather than serving as a contrast to the invasion of it. What if the endless repetition of every- day-life itself quietly generates the monsters and their excesses as a kind of antidote and wake- up-call for the lethargy and lifelessness which creeps upon ordinary people in their ordinary lives? Should this motif work, then one finds rather surprising structural common features across the genre boundaries such as from a horror film to its apparent antipode, the romantic comedy (Pretty Woman meets Norman Bates).