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Der Briefwechsel mit Antoine Arnauld

Philosophischer Briefwechsel, Band 1. Zweisprachige Ausgabe


Herausgegeben von Reinhard Finster
Gottfried Wilhelm Leibniz, Philosophischer Briefwechsel 1. 1997. Französisch–deutsch. Übersetzt von Reinhard Finster. XL, 431 Seiten.
978-3-7873-1091-3. Leinen
EUR 68.00


Die Korrespondenz mit Arnauld kann als Summe des Leibnizischen philosophischen Denkens bis zum Ende der 80er Jahre gelesen werden. Sie beginnt mit der Übersendung der Zusammenfassung der Artikel des "Discours de Metaphysique" an Arnauld. An ihrem Anfang steht die Diskussion einer der zentralen Gedanken dieses Textes: der individuelle Begriff einer jeden Person enthält ein für allemal all das, was ihr jemals widerfahren ist und widerfahren wird. Vor dem Hintergrund dieser von Arnauld abgelehnten Auffassung entfaltet Leibniz seine Freiheits- und Wahrheitstheorie.

Textgrundlage für diese erstmals vollständige Edition sind die im Nachlaß aufbewahrten Manuskripte, die bereits von Leibniz selbst, der wiederholt ihre Veröffentlichung beabsichtigte, für den Druck überarbeitet worden waren. Die Abweichungen zu den im Arnauld-Nachlaß aufgefundenen Abschriften sind im Apparatteil detailliert verzeichnet.

Ein weiterer Schwerpunkt des Briefwechsels besteht in der Untersuchung des Substanzbegriffes. Leibniz' Theorie der körperlichen Substanzen ist hier zugleich Auseinandersetzung mit der scholastischen und cartesianischen Tradition sowie Entfaltung der eigenen Position. In der Rede von der Seelenhaftigkeit jeder individuellen Substanz klingt dabei bereits sehr deutlich der spätere monadologische Gedanke an. Thema der Korrespondenz sind ferner die prästabilierte Harmonie (die noch hypothese de la comcomitance heißt), das principium optimum und die Repräsentationslehre.

Die Einwände Arnaulds zwingen Leibniz nicht nur immer wieder dazu, sich mit größter Präzision der Anstrengung des Begriffs zu unterziehen; dadurch wird manches schärfer und klarer formuliert, als es in seinen Schriften der Fall ist. Die vielfältigen Konzepte und Ansätze zeugen auch von der Mühe, die es Leibniz bereitete, in einer ihn selbst befriedigenden Weise auf Arnauld zu antworten.

Neben seinem philosophischen Wert kommt dem Briefwechsel auch eine für die Person Leibniz wichtige kirchenpolitische Bedeutung zu; zeigt er doch, wie entschieden sich der Ireniker Leibniz dem Drängen Arnaulds und des Landgrafen Ernst von Hessen-Rheinfels - dieser vermittelte zwischen den Korrespondenzpartnern - widersetzte, zum Katholizismus überzutreten.