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Ästhetik und Poetik des Selbst

Zur Kulturtheorie des jüdischen Aufklärers Lazarus Bendavid


Back to issue: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Band 63. Heft 1
DOI: https://doi.org/10.28937/1000108137
EUR 16.90


Im Zentrum der Ästhetik und Kulturtheorie des nahezu vergessenen jüdischen Aufklärers Lazarus Bendavid (1762-1832) steht das Verhältnis von moralischem und ästhetischem Fortschritt. Dieser Aufsatz stellt drei komplementäre Theorien Bendavids vor, denen zufolge ästhetische Phänomene Moralität befördern: Erstens behauptet Bendavid, dass die ästhetische Selbsterfahrung auch die Einfühlung in andere Menschen ermögliche und deshalb zu deren Anerkennung einen entscheidenden Beitrag leiste. Zweitens geht er davon aus, dass der Ästhetiker sich nicht nur theoretisch erkennt, sondern auch praktisch-autopoietisch bestimmt. Zugleich Künstler und Kunstwerk, verwirklicht er durch kulturelle Artefakte seine Autonomie. Drittens verbindet sich mit der Ästhetik eine Rechtfertigung des Menschen: Trotz aller menschlichen Unzulänglichkeiten sieht die ästhetische Einstellung die Gleichheit und Zusammengehörigkeit aller Menschen und verheißt damit einen moralisch besseren Zustand in der Zukunft. The works of Jewish enlightenment thinker Lazarus Bendavid (1762-1832) are virtually forgotten today. His aesthetic and cultural theory focused on the relationship between moral and aesthetic progress. The present essay discusses Bendavid’s three complementary theories on how aesthetic phenomena promote morality: Firstly, he claims that aesthetic self-experience leads to empathy and therefore to social recognition. Secondly, he suggests that aesthetics do not only facilitate theoretical self-knowledge, but also practical, autopoietic self-determination. At once artist and artwork, the human subject realizes autonomy through cultural artefacts. Thirdly, he associates aesthetics with a justification of man: Despite all human shortcomings, an aesthetic attitude helps recognizing the equality and shared identity of all people and thereby promises a morally superior state in the future.