Die eigentümliche Verbindung geographischer Begriffe wie »Süden« und »Norden« mit dem philosophischen Begriff der Ästhetik verweist auf die sog. Klimatheorie, die die Autonomie der Kunst bestreitet und ihre Eigenart und Entwicklung durch das Wetter und andere Naturbedingungen erklärt. Zum einen werden die verschiedenen Ansätze dieser Theorie z.Zt. der europäischen Aufklärung dargestellt, die das Klima durch den Körper, die Lebensweise oder die Arbeit des Menschen vermittelt, auf seine geistige Produktion bezieht. Das Hauptanliegen des Aufsatzes ist es, die Entwicklungen der Klimatheorie und ihre Aufhebung in die physiologische Ästhetik Nietzsches, die Stilpsychologie Worringers oder die Ästhetik von Marx, die den ideologischen Überbau als Refl ex der sozialökonomischen Basis begreift, aufzuzeigen. Zum anderen wird die Verdrängung der (klassizistischen) Ästhetik des Südens durch die (romantische) Ästhetik des Nordens analysiert, die sich zunehmend von ihrem Ausgangspunkt entfernt und den Begriff des Klimas durch den der Nation und der Rasse ersetzt.
The peculiar association of geographical terms like »south« and »north« with the philosophical term of aesthetics refers to the so called climatology, which denies the autonomy of art and explains its characteristics and its development by weather and other natural phenomena. On the one hand, various concepts of the European enlightenment are described, relating climate, mediated through the body, the life style or the work of men, to spiritual production. The main objective of the article is to demonstrate the development of climatology, its integration (Aufhebung) into Nietzsche’s physiological aestetics, into Worringer’s Stilpsychologie (psychology of style) as well as into the aestetics of Marx, who interprets the ideological superstructure as a reflex action of the social and economical basis. On the other hand, the repression of the (classical) aesthetics of the »south« by the (romantic) aestetics of the »north« is analysed. Thus removing itself more and more from its starting point, the »northern aesthetics« substitutes the notion of climate with that of nation and race.
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